Der eco-Verband hat eingeladen – und alle sind gekommen. Wir auch... Hier ein kurzer, persönlicher Bericht zum eco-Nachmittag zum Oberthema „Erfolgsfaktoren für eine moderne Webseite“.
Eingeladen hatte die Kompetenzgruppe Online Marketing (ein lustiger Name, übrigens), um über die Themen "Responsive Design", "Emotional Usability" und "Conversionrate-Optimierung" zu sprechen.
Dabei hat es der Moderator/Organisator der Veranstaltung, Torsten Schwarz, geschafft, 16 Referenten in etwas über 4 Stunden unterzubringen. So ziemlich alle, die im Bereich User Experience und Conversion Optimierung aktiv sind, haben Kurzvorträge gehalten. Das war gut, denn so habe ich einige alte Bekannte getroffen. Viel Zeit zum Reden blieb allerdings nicht, da es nur eine Pause gab.
Ich habe wieder über mein derzeitiges Lieblingsthema gesprochen: "Konzeption und Design für das Unterbewusstsein". Anders als gemeinhin immer noch angenommen agieren Nutzer nämlich keinesfalls per se rational.
Vielmehr folgen User Entscheidungsmechanismen, die ihnen ihr Unterbewusstsein diktiert. Diese Prinzipien zu kennen und zu berücksichtigen hilft, um Interfaces so zu bauen, dass sie Nutzer von vorne herein auf den richtigen Weg bringen.
Der Vortrag ist auf Slideshare zu finden (Vortrag "User haben keinen freien Willen").
Sabrina Duda von Emotional Usability hat einen guten Überblick über die Rolle der Emotionen beim Interface Design gegeben. "Emotional Design kann den User bei eventuellen Problemen versöhnlich stimmen." Das sollte wohl jeder bei Design und Wording bedenken.
Jens-Christian Jansen von Pixelpark hat über die Rolle des Prototyping gesprochen. Allerdings hat er dabei noch ziemlich stark zwischen Prototypen fürs Grobe (Wireframes mit Axure) und echten HTML/CSS-Prototypen für Interaktion und Design unterschieden. Das sehe ich natürlich anders, da man ja mit Axure ziemlich gut und ziemlich leicht High-Fidelity Prototypen bauen kann.
"Remote Usability Tests" wurden von Thomas Weber von Uinspect vorgestellt. Das ist zwar unschlagbar günstig, aber ich hatte den Eindruck, dass man zu wenig Einfluss auf die Auswahl der Probanden nehmen kann. Und mir würde auch die ungefilterte, direkte Beobachtung der Probanden fehlen. Aber wer weiss, für das schnelle Aufspüren von größeren Usability-Problemen mag es taugen... – allerdings lassen sich diese Probleme auch durch Experten-Analysen von Schreibtisch aus identifizieren!
Einen sehr schönen Vortrag hat André Morys von der Web Arts AG gehalten. Auch er hat im Prinzip auf die Bedeutung von unbewusstem Verhalten der hingewiesen und Beispiele aus dem Buch von Dan Ariely "Predictably Irrational" zitiert. Am besten fand ich seine Testergebnisse zu grünen Häkchen: "Grüne Häkchen scheinen zu funktionieren, auch wenn man nichtssagende Texte reinschreibt."
Die Cases von Ronald Hartwig von UID zu Responsive Design waren auch nicht schlecht. Sie haben meine Überzeugung gestützt, dass Responsive Design mehr sein muss als nur die automatisierte Änderung der Anzeige von Inhalten. Es geht vielmehr darum, zu entscheiden, welche Inhalte und Funktionen ich für welches Device/Display anbieten kann bzw. anbieten sollte.
Und auch insgesamt hat das Thema Responsive Design für viel Ernüchterung gesorgt, denn es hat die ungemein stark gestiegene Komplexität beim User Experience Design deutlich gemacht. Der Konzeptions- und Designaufwand steigt schnell um den Faktor 3-4, wenn man seine Hausaufgaben richtig machen will.
Alles in allem eine interessante Veranstaltung.
...nur ein Date hat sich beim Speed-Dating nicht ergeben :-)